Deutschland scheitert im WM-Viertelfinale

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Deutschland scheitert im WM-Viertelfinale


December 15, 2021




Die Lage der Nation – Teil 7

 

Der Ausdruck “cracking under pressure”, er könnte für das deutsche Aus im Viertelfinale gegen Spanien nicht passender sein. Denn eigentlich gewann an diesem Abend nicht die bessere Mannschaft, sondern die mental stärkere. Die DHB-Auswahl hat, zum dritten Mal in drei Jahren, die große Chance auf den Einzug in das Halbfinale eines Turniers liegen lassen. Und das, obwohl der Start in die Partie gegen die Gastgeberinnen kaum besser hätte sein können.

Denn bereits nach nur wenigen Minuten sah sich José Ignacio Prades zu einer ersten Auszeit gezwungen. Zu diesem Zeitpunkt lag seine Truppe mit 0:3 zurück und schien der Erwartungshaltung der Fans nicht im Ansatz gerecht zu werden. Die starke deutsche Defensive hatte die Spanierinnen genau dort, wo sie sie haben wollte. Doch aus dem Nichts, verbunden mit einer aggressiveren Abwehr des Gegners, verloren einige Spielerinnen komplett den Faden.

Alleine Julia Maidhof und Silje Bruns Petersen, kurzzeitig für Alina Grijseels eingewechselt, sorgten mit haarsträubenden Fehlern für Kopfschütteln. Denn es waren keine Fehler unter starker Bedrängnis. Ein mentales Problem wollte Antje Lauenroth nur bedingt ausgemacht haben. “Es war ein technisches Problem, wir werfen uns da teilweise die Bälle auf die Füße”, sagte die Linksaußen aus Bietigheim im Nachgang.

Doch selbst als es nach der Pause nochmal ein wenig knapper wurde, konnte die Groener-Sieben den Schalter nicht mehr umlegen. “Wir waren in der zweiten Halbzeit mal auf zwei, drei Tore ran. Da denkt man sich dann auch, dass es jetzt knallen muss”, meinte Lauenroth. Dieser Effekt war nur zu Beginn zu sehen, als man befreit aufspielen konnte. Nicht ohne Grund liefen die ersten Minuten wie am Schnürchen.

Nach und nach sank jedoch die Quote von Dinah Eckerle im Tor, Emily Bölk fand, wie Alicia Stolle auf der anderen Seite, gar nicht ins Spiel. Mia Zschocke mühte sich redlich, stieß jedoch an ihre Grenzen. Die Gastgeberinnen setzten sich immer mehr ab und nutzten die Passivität in der deutschen Abwehr eiskalt aus. Erneute scheiterte die DHB-Auswahl, wie schon im Vorjahr gegen Kroatien, an sich selbst und nicht an einem übermächtigen Gegner.

Was sagt nun diese Leistung über die Qualität des deutschen Frauenhandballs Ende 2021 aus? Reicht es in der Spitze einfach nicht aus? Ist man – mal wieder – an den eigenen Nerven gescheitert? Oder sind die anderen Nationen einfach besser? Um nur diese drei Fragen zu beantworten, könnte man eine stundenlange Diskussion führen. “Wir haben hier guten und attraktiven Handball gespielt”, ließ Emily Bölk verlauten, womit sie nicht Unrecht hatte.

Allerdings war auch sie eine der Spielerinnen, die deutlich unter ihren Möglichkeiten blieb. In den Partien gegen Dänemark und Spanien landete keiner ihrer zehn Versuche im Tor. Auf einem für eine WM ausreichendem Niveau präsentierten sich durchweg nur Alina Grijseels, Meike Schmelzer und Xenia Smits. Das ist deutlich zu wenig. Andere stagnierten oder es mangelte an Erfahrung. Dennoch meinte Henk Groener im NachgangDeutsches Team scheidet, “dass genug Potenzial vorhanden ist.”

Hört man sich im Mannschaftskreis ein wenig um, dann ist der Niederländer der richtige Mann für die Weiterentwicklung des Teams. Alternativen sind rar gesät, vor allem bessere Alternativen. Groeners Herangehensweise – sich auf die eigenen Stärken zu fokussieren – funktioniert bis zu einem gewissen Punkt. Vielleicht wäre die ein oder andere Kritik durchaus angebracht, um noch ein wenig mehr Ehrgeiz zu schüren. Einen Versuch wäre es wert. Das Potenzial ist schließlich da.

/ Sascha Staat

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