
Die Lage der Nation: Es sind die Kleinigkeiten
October 3, 2022
von Sascha Staat
Die Lage der Nation: Es sind die Kleinigkeiten
Zufrieden waren sie bei der deutschen Mannschaft nach den beiden Testspielen gegen Frankreich und das ist durchaus in Ordnung. Zwar verlor die DHB-Auswahl nach der Partie am Freitag in Metz auch das Duell gestern in Nancy, zeigte sich aber erneut verbessert und ließ sich dabei auch nicht von einem klaren 5-Tore-Rückstand zur Pause beirren. Dabei probierte Trainer Markus Gaugisch eine Menge aus und war vor allem über die Einstellung seiner Mädels erfreut.
„Jede Spielerin hat alles auf dem Platz gelassen haben. Ich freue mich, dass wir so eine deutsche Nationalmannschaft haben. In der Halbzeit habe ich gesagt, dass es jetzt nicht darum geht etwas zu verwalten, sondern Stück für Stück diesen fünf Tore Rückstand aufzuholen. Ich glaube das spürt der Gegner, wenn man trotzdem nicht aufhört. Das ist das Entscheidende, dass man weiter Ausstrahlung zeigt und das haben wir gemacht“, meinte der Bundestrainer.
Aber was führte dazu, dass seine Truppe nach den ersten 30 Minuten wie der Verlierer aussah? Es waren wieder zu viele technische Fehler, die Frankreich bereits zur Pause etliche schnelle Treffer ermöglicht hatten. Auch in der Defensive lief es nicht optimal, zudem kam Isabel Roch auf magere zwei Paraden. Allerdings konnte das deutsche Team in der Anfangsphase durchaus überraschen und stellte den Olympiasieger vor interessante Aufgaben.
So begann Lisa Antl am Kreis und das Zusammenspiel mit ihrer Vereinskameradin Alina Grijseels aus Dortmund funktionierte blendend. Antl knallte zwar einen Ball an den Pfosten und stand bei einem Abschluss im Raum, dennoch wusste diese Kombination zu überzeugen und könnte für Gaugisch in ein paar Wochen zu einer wichtigen Option werden. Der Spielfluss in der Offensive kam allerdings in dem Moment abhanden, als Grijseels eine Zeitstrafe kassierte und danach eine Pause bekam.
Apropos Pause, die bekam Emily Bölk von Beginn an, ehe sie Mitte des ersten Durchgangs auf die Platte kam und ein bärenstarkes Spiel ablieferte. Eine Variante, die gerade in Hinblick auf ein langes Turnier zum Faktor werden könnte. „Wir haben gesehen, dass am Ende die Kräfte eben doch entscheidend sein können. Wir brauchen eine breite Bank und müssen wechseln können“, sagte die Kapitänin. Das funktionierte gestern hervorragend.
Auch insgesamt wirkte das Spiel der Gaugisch-Sieben frischer als noch vor einigen Monaten. „Das, was wir bislang erarbeitet haben, macht Mut und Lust auf mehr. Ich stehe voll und ganz hinter dem Plan, den unser Trainerteam verfolgt. Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind“, fügte Bölk an. Die kurze Zeit bis zum Start der EHF EURO spiele der Mannschaft zwar nicht in die Karten, aber „ich sehe dem Turnier sehr optimistisch entgegen, ich freue mich drauf.“
Das gilt mit Sicherheit auch für Katharina Filter, die am Freitag überragend agierte und auch in Nancy einige spektakuläre Paraden zeigte. Sie hob, wie Gaugisch, die Einstellung hervor. „Wir haben in der zweiten Halbzeit nochmal richtig aufgedreht und können stolz auf die Leistung sein. Die Niederlage ist sehr ärgerlich“, meinte die Torhüterin, die seit dem Sommer in Kopenhagen zwischen den Pfosten steht. Sie hat sich in den beiden Partien definitiv in den Vordergrund gespielt.
Und wer noch? Die oft kritisierten Außen wussten ebenfalls zu überzeugen. Vor allem auf der linken Seite blühten Antje Döll und Johanna Stockschläder mit tollen Quoten richtig auf und auch die andere Seite fiel nicht wirklich ab. Umso ärgerlicher, dass Kleinigkeiten wieder zu einer Niederlage führten. Der Anwurf von Luisa Schulze, der direkt in den Händen des Gegners landete, drehte gestern das Spiel. Bleiben solche Fehler aus, dann kann man aus deutscher Sicht wirklich optimistisch sein.