
Zweites Spiel, zweiter Sieg der DHB-Frauen bei der WM in Spanien
December 5, 2021
Lage der Nation – Teil 2
Gewinnt man das Auftaktspiel bei einem Turnier souverΓ€n, stellt sich den Protagonisten in der Regel die Frage: Wie ist das Ergebnis eigentlich einzuordnen?
Oft schwankt man zwischen “Waren wir so gut?” und “War der Gegner so schlecht?”, wobei die Antworten nach der zweiten Partie der deutschen Mannschaft nun deutlich leichter zu finden sind. Der nie gefΓ€hrdete 36:22-Erfolg gegen die Slowakei spricht eine klare Sprache: Mit der DHB-Auswahl ist nicht zu spaΓen.
Dabei ist SpaΓ genau das, was die Truppe von Henk Groener derzeit vermittelt. Ein Beispiel dafΓΌr ist Katharina Filter. Die junge TorhΓΌterin wurde vor einigen Monate noch Europameisterin im Sand, jetzt steht sie in der Halle bei der WM zwischen den Pfosten. Ihre Fangquote gegen einen ΓΌberforderten Gegner konnte sich sehen lassen: 48 Prozent nach zehn Paraden in nur 30 Spielminuten. “Ich bin ganz zufrieden wie es bislang lΓ€uft. Ich habe SpaΓ, es lΓ€uft gut.”
SpaΓ – dieses Wort nehmen sie beim deutschen Team immer wieder in den Mund. Kein Wunder, es macht schlieΓlich auch Freude zu gewinnen. Aber dafΓΌr arbeiten sie entsprechend hart. Nicht nur Filter, sondern auch die Defensive vor ihr oder der eigentlichen Nummer eins im Tor, Dinah Eckerle.
Zwar waren weder Tschechien, noch die Slowakei das MaΓ aller Dinge, aber entscheidend ist in dem Fall der Wille, auch gegen schwΓ€chere Gegner den Fokus hoch zu halten.
“Wir hatten uns vorgenommen die Abwehr genauso hinzustellen wie gegen Tschechien”, sagte Filter nach dem Spiel. “Das haben wir von Beginn an geschafft und konnten so viele TempogegenstΓΆΓe laufen.”
Der SchlΓΌssel zum Erfolg war u.a. die formstarke Xenia Smits, die offensiv kaum zum Einsatz kommt, aber in der Defensive ΓΌberragt. Ihr Zweikampfverhalten und antizipatives Erkennen von Situationen stellen absolute Weltklasse dar.
Aber nicht nur Smits ΓΌberzeugte, sondern auch Spielerinnen im Schatten der grΓΆΓeren Namen.
Meike Schmelzer zum Beispiel, die mittlerweile am Kreis den Platz in der ersten Sieben einnimmt. Nach einem guten Start wurde sie unsanft zu Boden gebracht und fiel unglΓΌcklich auf den RΓΌcken. Die Folge war eine kurze Pause. Ihre Reaktion darauf: “Wir spielen Handball, das ist ein Vollkontaktsport. Dass man da mal etwas abbekommt, ist normal.”
Eine Aussage, die als “normal” betrachtet werden kann, die aber gleichzeitig die Einstellung des Teams perfekt aufzeigt. Es lΓ€uft rund, mit einer Ausnahme. Die 36 Treffer dΓΌrfen nicht darΓΌber hinwegtΓ€uschen, das bislang im Positionsangriff noch nicht alles rund lΓ€uft.
Vor allem Emily BΓΆlk und Alicia Stolle konnten ihre FΓ€higkeiten aus der Distanz bislang noch nicht richtig unter Beweis stellen. Letzteres scheint aber nur eine Frage der Zeit, bevor die beiden ihr Potenzial abrufen.
Zumal der Rest der Truppe genug Selbstvertrauen ausstrahlt, um alle im Kader mitzuziehen. Oder wie es Schmelzer vor dem Duell mit Ungarn ausdrΓΌckte: “Wir sind bereit, um die Ungarinnen vom Leistungsstand her schlagen zu kΓΆnnen. Da sollten wir auch selbstbewusst rangehen. Warum sollten wir sie nicht schlagen?”
Um direkt anzufΓΌgen: “Das heiΓt nicht, dass wir sie unterschΓ€tzen.”
Aber warum ausgerechnet jetzt aufhΓΆren zu gewinnen? Es macht gerade so viel SpaΓ.
/ Sascha Staat