Neuer Glaube und langer Atem

Stregspiller Interviews, Sascha Staat Unplugged, News Leave a Comment

Image

Neuer Glaube und langer Atem


November 5, 2022




von Sascha Staat

 

Die Lage der Nation: Neuer Glaube und langer Atem

 

Es gibt Spiele, in denen klappt alles. Von der ersten Minute an läuft es rund, jeder Pass kommt an, die Abwehr packt ordentlich zu und die Wurfquote stimmt. Dazu hält die Torhüterin fast alles. Und dann wiederum gibt es Spiele, bei denen mächtig Sand im Getriebe ist. So eines erwischten die deutschen Frauen zum Auftakt der EHF Euro 2022 gegen Polen. Aber, und das ist entscheidend, am Ende wurde die Partie gewonnen, obwohl es ein ständiges Auf und Ab war.

Direkt zu Beginn war deutlich zu spüren, dass der Druck relativ hoch war. Vier Mal in Folge wurde das Halbfinale bei einem großen Turnier knapp verpasst, nun soll es endlich klappen. Und daher steckte man vor dem Duell mit Polen in der Favoritenrolle. Das war dem Team von Markus Gaugisch in den ersten Minuten anzumerken. Pässe an den Kreis kamen nicht an, Anspiele landeten im Aus und aus diesen Fehlern schlug der Gegner Profit.

„Einige Fehler hat Polen erzwungen, aber wir haben auch einige Fehler selbst verschuldet“, sagte Meike Schmelzer im Anschluss. „Wir dürfen aber nicht vergessen, dass unsere Abwehr auch einige Fehler bei Polen provoziert hat.“ Trotzdem gelang es der DHB-Auswahl nie so richtig ins Tempospiel zu kommen. Denn Gaugisch hatte sich zunächst entschieden Alina Grijseels, die vor allem gegen Ende des ersten Durchgangs überragend agierte, nur in der Offensive einzusetzen.

Dadurch fehlte bei Ballgewinnen oder nach Paraden der insgesamt starken Katharina Filter ein wenig der Zug zum Tor, da Xenia Smits teilweise zu zögerlich agierte. Hinzu kam, dass Julia Maidhof nach drei technischen Fehlern in den ersten zehn Minuten das mangelnde Selbstvertrauen anzumerken war. Polen hatte es im Rückzug so deutlich leichter und verwickelte die deutsche Mannschaft immer wieder in Zweikämpfe. Emily Bölk, Alina Grijseels und Xenia Smits kostete das enorm viel Kraft.

„Von der ersten bis zur letzten Sekunde mussten wir wirklich alles reinhauen. Das Spiel lief eigentlich nur über Zweikämpfe, sowohl im Angriff als auch in der Abwehr. Da gab es immer Körperkontakt“, bilanzierte Emily Bölk. Vor allem habe man das selbst in der Defensive genauso gewollt. „Es war uns klar, was da auf uns zukommt und wir wollten das unterbinden. Vielleicht war es dann von außen nicht so schön anzusehen, aber so war der Sieg eben hart erkämpft und ich finde auch verdient.“

Womit sie genau richtig liegt, denn schön anzusehen war das Spiel nicht. Aber das muss auch nicht immer so sein. Denn der Trend, dass die DHB-Auswahl in solchen Partien nicht irgendwann komplett den Faden verliert, setzt sich fort. Das zeigte sich in den Testspielen gegen Frankreich und zuletzt gegen Rumänien. „Wir haben uns heute aus den schwierigen Phasen herausgekämpft“, meinte Meike Schmelzer. „Das wäre uns vor ein, zwei Jahren wahrscheinlich noch nicht gelungen.“

Genau das scheint die erhoffte Weiterentwicklung zu sein, die sich alle gewünscht haben. Keine Frage, gegen Montenegro muss sich die deutsche Mannschaft massiv steigern. Die hohe Anzahl an technischen Fehlern darf sich auf keinen Fall wiederholen. Denn gegen Spanien zeigten Durdina Jaukovic und Co. ziemlich eindrucksvoll, wie sie mit den fanatischen Zuschauern im Rücken früh im Spiel bereits entscheidend davonziehen können.

Meike Schmelzer war die Vorfreude auf das Duell jedenfalls schon sehr deutlich anzumerken. „Ich habe richtig Bock da drauf. Für solche Spiele lebt man und dafür trainiert man jeden Tag richtig hart“, strahlte sich schon jetzt über das ganze Gesicht. „Ich weiß wie das auf dem Balkan ist, aber das kann uns auch tragen. Ich freue mich riesig darauf.“ Und der neue Glaube an die eigene Stärke und den langen Atem werden dann sicher wieder zum Faktor…

News Forum Archives:

Podcasts:



« back to view more

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *