“Wir haben endlich mal ein dreckiges Spiel gewonnen”

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“Wir haben endlich mal ein dreckiges Spiel gewonnen”


December 7, 2021




Die Lage der Nation – Teil 3

 

Gewonnen, gerade so. Aber egal, sagt man hinterher gerne. Mund abwischen und weitermachen. Aber das ist nach dem deutschen Zittersieg gegen Ungarn nur die halbe Wahrheit. Eine ordentliche Leistung hätte nämlich problemlos zu einer überragenden Leistung werden können, wenn man nicht so fahrlässig mit den Torchancen umgegangen wäre. Viel Konjunktiv also beim DHB-Team, das nun mit der vollen Punktzahl in die Hauptrunde einzieht.

Dort warten mit Kongo, Südkorea und Dänemark drei sowohl von der Spielweise, als auch von der Qualität her völlig unterschiedliche Gegner. Mit hoher Wahrscheinlichkeit reichen zwei Siege bereits aus, um das Viertelfinale zu erreichen. Sicher ist das allerdings noch nicht. Aber die Groener-Sieben kann zuversichtlich sein, denn die Partie von gestern hat sehr eindeutig aufgezeigt an welchen Dingen noch gearbeitet werden muss.

Julia Maidhof sprach ein Problem vom Montagabend an: “Wir sind irgendwann zu hektisch geworden und haben vor dem Tor dann versagt.” Viel klarer kann man sich nicht ausdrücken. Diese direkte und schonungslose Analyse ist genau das, was die deutschen Frauen brauchen, wenn sie bei dieser WM einen weiteren Schritt nach vorne machen wollen. Die Bietigheimerin führte die fehlende Souveränität im Angriff darauf zurück, dass die eigene Defensive nicht mehr so stabil stand.

Maidhof selbst wurde in der Crunch Time zwei Mal der Ball abgeluchst, die Ungarinnen nutzten das zu einfachen Toren. “Ich habe zu sehr parallel gespielt, anstatt in die Tiefe zu gehen. Das macht es der Abwehr dann zu leicht”, kritisierte sie ihre fehlende Überzeugung und Konsequenz. Dennoch erzielte sie fünf Treffer bei sieben Versuchen, konnte also überzeugen. Der klare Blick auf die eigene Vorstellung, er gefällt trotzdem.

Dann wäre da noch die Chancenverwertung. Nach 36 Treffern gegen die Slowakei gab es eigentlich nicht viel zu kritisieren in Bezug auf die Offensive. Aber gegen Ungarn zeigte sich, dass insbesondere die freien Würfe bei Tempogegenstößen und auch die Quote von Außen noch zu wünschen übrig lassen. Soll es das Viertelfinale oder sogar noch ein wenig mehr werden, müssen gerade diese Bälle sitzen. Nicht ohne Grund wurde Ungarns Torhüterin Blanka Biro zur Spielerin des Spiels gewählt.

Insgesamt war jedenfalls Erleichterung zu spüren, Antje Lauenroth braucht es auf den Punkte. “Wir haben endlich mal ein dreckiges, für uns schlechtes Spiel gewonnen”, betonte sie nach der Partie. “Ich bin enorm stolz auf die Mädels und am Ende ist es scheiß egal wie – Hauptsache wir nehmen die zwei Punkte mit in die Hauptrunde.” Auch die Linksaußen nahm bei ihrem Blick auf die Begegnung kein Blatt vor den Mund.

Und der Bundestrainer? Dem fiel mit Sicherheit ein Stein vom Herzen. Denn auch wenn er es nicht zugeben würde, Henk Groener steht unter Druck. Allzu gerne würde er über das Frühjahr hinaus mit diesem Team weiterarbeiten. “Dieser Zittersieg war für die Mannschafte ein großer Schritt”, sagte der Niederländer hinterher.

Vielleicht groß genug, um am Ende der Schlüssel gewesen sein, der den mentalen Knoten endgültig gelöst hat?

/ Sascha Staat

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